Rechtliche Vorgaben der Hausarztfamulatur
Seit Änderung der Approbationsordnung vor einigen Jahren ist eine Famulatur im hausärztlichen Versorgungsbereich für alle Medizinstudierenden Pflicht. Im Klartext heißt das: Wer in Deutschland Ärztin oder Arzt werden möchte, der muss nachweisen, dass im klinischen Teil des Studiums vier Wochen in diesem Bereich hospitiert wurde. Nur dann ist eine Zulassung zur Zweiten Ärztlichen Prüfung (Hammerexamen) möglich.
Lernziele der Hausarztfamulatur
Warum eigentlich eine Hausarztfamulatur? Die Idee dahinter ist ganz einfach: Medizinstudierende sollen die Chance haben, die Freude an der Allgemeinmedizin zu entdecken und sie vielleicht sogar als ernsthafte berufliche Option in Erwägung zu ziehen. Fakt ist nämlich: In den nächsten Jahren gehen tausende von niedergelassenen Allgemeinmedzinern in den Ruhestand und Hessen bzw. ganz Deutschland droht eine hausärztliche Mangelversorgung. Mit der Hausarztfamulatur gibt es also die unverbindliche, aber verpflichtende Chance, einfach mal in das Tätigkeitsfeld hineinzuschnuppern und vielleicht ein Interesse daran zu entwickeln. Denn nur wer etwas ausprobiert, kann auch wirklich sagen, dass es nichts für sie oder ihn ist, oder?
Zeitpunkt und Durchführungsort der Hausarztfamulatur
Wann und wo du die Hausarztfamulatur durchführst, bleibt dir weitestgehend selbst überlassen. Wer sich noch nicht bereit für die Klink fühlt, wählt sie vielleicht als erste Famulatur zu Beginn des klinischen Studienteils. Genauso kann es sinnvoll sein, sie ans Ende zu setzen, wenn du konkrete Vorstellungen davon hast, was du in deiner Zeit in einer hausärztlichen Praxis lernen möchtest. Wichtig ist, dass die Famulatur rechtzeitig vor dem Hammerexamen beendet ist (Bescheinigung nicht vergessen!).
Es bietet sich an, die vierwöchige Phase in der vorlesungsfreien Zeit zu absolvieren. Bedenk nämlich unbedingt, dass die Famulaturen Vollzeitpraktika an fünf Tagen die Woche sind. Sie neben den regulären Studienveranstaltungen zu absolvieren, wird deshalb schwierig. Natürlich kannst du auch ein Urlaubssemester nehmen und in dieser Zeit alle Famulaturen nacheinander absolvieren. Wie gesagt – hier bist du relativ flexibel.
Auch was den Durchführungsort anbelangt, hast du viele Wahlmöglichkeiten. Neben Allgemeinärzten kommen auch Kinderärzte oder Internisten ohne Schwerpunktbezeichnung für die Hausarztfamulatur in Frage. Wichtig ist, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder vom jeweiligen Landesprüfungsamt als solche anerkannt werden. Das ist in den meisten Fällen aber reine Formsache.
Mach dir unbedingt auch Gedanken, ob du deine Hausarztfamulatur in der Stadt oder im ländlichen Raum absolvieren möchtest. Gerade auf dem Land dürfte es einfacher sein, einen Platz zu finden. Außerdem gibt dir das die tolle Chance, einmal in den abwechslungsreichen Arbeitsalltag von Landärztinnen und Landärzten hineinzuschnuppern – und das ganz unverbindlich.
Förderung der Hausarztfamulatur
Wie auch die anderen zu absolvierenden Famulaturen wird die Hausarztfamulatur eigentlich nicht vergütet. Weil sie aber Pflicht ist und wir sie unglaublich wichtig finden, bietet die KV Hessen Studierenden eine finanzielle Förderung von 595,00 € monatlich an, wenn sie die Famulatur in einer Einrichtung der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum durchführen. Informier dich gleich hier über die Bewerbung und alle Förderungsvoraussetzungen.
Bewerbung für die Hausarztfamulatur
Wenn du auf der Suche nach einem Platz für eure Hausarztfamulatur bist, dann findest du online Stellenbörsen, in denen Praxen Plätze ausschreiben. Hast du schon eine Praxis oder Einrichtung ins Auge gefasst? Dann frag einfach einmal nach, ob generell Famulaturplätze angeboten werden. Im Idealfall kannst du bereits deinen Wunschzeitraum benennen und so konkret erfahren, ob in dieser Praxis eine Chance auf einen Platz besteht. Übrigens: Es kann auch hilfreich sein, einfach mal bei Studierenden aus höheren Semestern zu fragen, wo sie ihre Famulaturen verbracht haben und ob sie die Praxis weiterempfehlen können. Solche Informationen aus erster Hand sind Gold wert!
Fazit: Hausarztfamulatur – Pflichtfamulatur mit Gestaltungsspielraum
Um die Hausarztfamulatur kommt niemand herum. Aber wer nach einer Praxis sucht, die zu den eigenen Lernwünschen passt, kann aus diesen vier Wochen viel mitnehmen. Hausärzt*innen leisten jeden Tag wichtige medizinische Basisversorgung und haben ein sehr breites Behandlungsspektrum, das viele Berührungspunkte mit anderen Fachgebieten aufweist. Auch wenn du später nicht in der Allgemeinmedizin arbeiten möchtest, kannst du in dieser Famulatur grundlegendes Wissen über Praxisabläufe und wichtige praktische, medizinische Grundlagen erwerben. Das wird dir nicht nur in weiteren Famulaturen, sondern auch im Praktischen Jahr oder deiner Zeit als Assistenzärztin bzw. Assistenzarzt nützlich sein.
Viele weitere Infos zu den Famulaturen findest du hier auf dem Blog. Informier dich auch unbedingt über unsere einfach zu beantragenden Fördermöglichkeiten für die Hausarztfamulatur.