Dabei sind Hausärzte für Menschen mit Beschwerden und Erkrankungen oft die erste Adresse und die absolute medizinische Basisversorgung in diesem Land. Fachärzte anderer Bereiche profitieren im Berufsleben massiv davon, sich einmal selbst ein Bild von der Tätigkeit in einer Hausarztpraxis gemacht zu haben und die dortigen Arbeitsbedingungen und Prozesse zu verstehen. Der ideale Zeitpunkt dafür ist und bleibt das Wahltertial im Praktischen Jahr.
Hier findest du eine (unvollständige) Liste mit guten Gründen, dich im Wahltertial für Allgemeinmedizin zu entscheiden!
1. Die Tätigkeit in der Hausarztpraxis erweitert deinen Horizont
Immer nur Krankenhaus oder MVZ? Wer sich einen Überblick über wirklich alle Bereiche der Gesundheitsversorgung verschaffen will, kommt um die allgemeinmedizinische (Hausarzt-)Praxis nicht drumherum. Wetten, dass du in den 16 Wochen dort noch einmal einen ganz neuen Blick auf deinen Traumjob Ärztin bzw. Arzt bekommst?
2. Persönliche Betreuung ist hier keine Floskel
In Hausarztpraxen ist die Betreuung zwischen Studierenden und Ärzten im Normalfall sehr intensiv. Oft hast du eine Person, die dir bei allen Aufgaben und Fragen zur Seite steht. Die Ausbildung ist deshalb persönlicher und individueller und kann an deinen Vorkenntnissen, Bedürfnissen und Wünschen ausgerichtet werden.
3. Von Allergie über Herzrasen bis Zeckenbiss
Kaum ein Fachgebiet ist so vielseitig wie die Allgemeinmedizin. Hier stellen sich täglich Patienten mit den unterschiedlichsten Symptomen und Beschwerden vor. Langeweile aufgrund der immer gleichen Krankheitsbilder? Kommt hier bestimmt nicht auf. Sei dir sicher, dass du in den 16 Wochen Dinge sehen wirst, die du in Hausarztpraxen nicht erwartest hattest!
4. Gleichberechtigtes Arbeiten auf Augenhöhe
Chefarzt, Oberarzt und Co. – in Hausarztpraxen gibt’s keine Titel und Hierarchiekämpfe. Hier zeichnet sich die Zusammenarbeit durch kurze Entscheidungswege aus. Auch in der engen Abstimmung mit den medizinischen Fachangestellten können angehende Ärzt*innen sehr viel über Kommunikation, Teamarbeit und Praxismanagement lernen.
5. Flexibles Arbeiten durch mehr Zeit
Traurig, aber wahr: Im Krankenhaus werden Studierende im PJ oft dazu genutzt, personelle Lücken zu füllen. In Hausarztpraxen sieht das anders aus. Hier erweitern sie die Kapazitäten. Für euch als PJler bedeutet das: Weniger Druck, mehr Zeit und mehr Freiräume für eigene Interessen und Lernwünsche.
6. Selbstständig arbeiten im eigenen Tempo
Apropos weniger Druck: Da du in der Hausarztpraxis nicht als vollwertige Ärztin bzw. vollwertiger Arzt eingeplant wirst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du in deinem eigenen Tempo arbeiten kannst. Da ist es dann nicht so schlimm, wenn du für eine Untersuchung nicht zehn, sondern 20 Minuten brauchst. Unterschätz also nicht, wie viel du hier durch selbstständiges Arbeiten ohne Stress lernen kannst.
7. Lerne, dich zu entscheiden
Dieses Medikament oder jenes? Krankengymnastik oder nicht? Überweisung in die Facharztpraxis oder selber weiterbehandeln? In der Hausarztpraxis stehen täglich diverse Entscheidungen an. Hier lernst du also auf jeden Fall, dich auf das Wichtige zu konzentrieren und zwischen medizinischen, finanziellen und organisatorischen Aspekten abzuwägen. Und diese Fähigkeit benötigst du später auf jeden Fall, völlig unabhängig vom Fachgebiet!
8. Sammel Hintergrundwissen zum Thema Niederlassung
Weißt du, wie eine Arztpraxis funktioniert? Also Buchhaltung, Management, Organisation? Im PJ im Krankenhaus lernst du darüber jedenfalls nichts – in der Hausarztpraxis aber umso mehr. Denn letztlich ist jede Praxis ein Unternehmen, das sich rechnen muss. Frag also im PJ auch gerne mal, ob du einen Einblick in die Themen Buchhaltung und Abrechnung erhalten kannst. Ideale Vorbereitung für die eigene Selbstständigkeit.
9. Lass dich fördern
Auch gut zu wissen: In vielen Bundesländern werden PJ-Tertiale in Hausarztpraxen finanziell gefördert. In Hessen zum Beispiel erhältst du von der KV Hessen für die Dauer des Tertials je 595,00 € Förderung, die du natürlich nicht zurückzahlen musst. So lohnt sich die Entscheidung für die Hausarztpraxis doppelt!
10. Auf Du und Du mit den Patienten
Ein offenes Ohr haben, Einfühlungsvermögen zeigen: Im täglichen Kontakt mit Patienten kannst du in der Hausarztpraxis deine Sozial- und Kommunikationskompetenz erweitern. Denn hier ist der Kontakt besonders eng und selbst in den eher kurzen 16 Wochen wird es Patienten geben, die du öfter siehst und zu denen du eine Verbindung aufbauen kannst. Nutz also unbedingt die Chance, dich hier im Bereich „sprechende Medizin“ weiterzuentwickeln!