Medizinstudium: Aufbau und Prüfungen gehen Hand in Hand
Das Medizinstudium gliedert sich in die drei großen Abschnitte Vorklinik (1.-4- Semester), Klinik (5.-10. Semester) und Praktisches Jahr (11. + 12. Semester), an deren Ende jeweils eine ärztliche Prüfung zu absolvieren ist.
- Zum Ende der Vorklinik: 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, sog. Physikum oder 1. Staatsexamen (mündlich und schriftlich)
- Zum Ende der Klinik: 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, sog. Hammerexamen oder 2. Staatsexamen (schriftlich)
- Zum Ende des Praktischen Jahres; 3. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, sog. 3. Staatsexamen (mündlich)
Wichtig: Wenn die Prüfung aus zwei Teilen besteht (wie beim Physikum), musst du beide davon bestehen – das Ausgleichen eines Prüfungsteils durch den anderen ist nicht möglich.
Der 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung: Physikum
Am Ende des vierten Semesters wartet die erste wirklich große Prüfung im Medizinstudium auf dich: Das Physikum, das auch als Zwischenprüfung betrachtet werden kann. Es besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.
Der schriftliche Teil, der an allen Universitäten einheitlich ist, geht über zwei Tage und wird jährlich zwei Mal angeboten – einmal im März und einmal im August. Die Prüfungsfragen werden vom Mainzer Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) erstellt und auch ausgewertet. An beiden Tagen müssen in zwei vierstündigen Prüfungen insgesamt 320 Multiple-Choice-Fragen aus den folgenden Bereichen beantwortet werden:
- 80 Fragen Biochemie & Chemie (1. Tag)
- 80 Fragen Physiologie & Physik (1. Tag)
- 60 Fragen Physiologie & Soziologie (2. Tag)
- 100 Fragen Anatomie & Biologie (2. Tag)
Um zu bestehen, musst du mindestens 189 Fragen richtig beantworten. Im später stattfindenden mündlichen Prüfungsteil werden dann die Fächer Anatomie, Biochemie/Molekularbiologie und Physiologie geprüft. Die mündlichen Prüfungen werden von Universitätsdozenten abgenommen und dauern in der Regel zwischen 45 und 60 Minuten. Je nach Universität fließt außerdem ein gewisser praktischer Teil mit in die Prüfung ein. Darin musst du mikro- und makroskopische Präparate erkennen und erläutern.
Der 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung: Hammerexamen
Nach der doch sehr theorielastigen Vorklinik stehen in der Klinik viele Veranstaltungen mit deutlicherem Praxisbezug an. Danach – nach dem zehnten Semester – wartet auf dich der schriftliche Teil des 2. Staatexamens, der auch als Hammerexamen oder Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung bekannt ist.
Voraussetzung für die Teilnahme an der Prüfung sind selbstverständlich ein bestandenes Physikum, die Nachweise über das Ableisten der Famulatur sowie Bescheinigungen über alle erforderlichen Leistungen aus dem klinischen Teil des Studiums. Hast du das alles beisammen, musst du wie beim Physikum 320 Multiple-Choice-Fragen beantworten, hier allerdings aufgeteilt auf drei Tage. Dafür stehen dir pro Tag fünf Stunden zur Verfügung. Die Prüfungen finden auch hier zwei Mal im Jahr statt – immer im April und Oktober. Abgefragt werden die wichtigsten Krankheitsbilder und ihre Terminologie, Gesundheitsstörungen (besonders Beschwerden, Symptome und Befunde) und schwerpunktmäßig Fallstudien. Mehr als die Hälfte der 320 Prüfungsfragen wird an solchen Fallstudien ausgerichtet, die fachübergreifend behandelt werden.
Der 3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung: mündlich-praktische Prüfung
Physikum und Hammerexamen sind geschafft – nun trennt dich nur noch eine große Prüfung davon, als Ärzt*in praktizieren zu können: Die mündlich-praktische Prüfung nach dem Praktischen Jahr. Sie ist auch bekannt als 3. Staatsexamen und dauert zwei Tage. Neu ist in diesem Prüfungsabschnitt, dass es sich um eine Gruppenprüfung mit bis zu vier Studierenden handelt. Jeder Prüfling wird an beiden Tagen zwischen 45 und 60 Minuten in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie und im Wahlfach des PJs geprüft.
Der mündlich-praktische Teil der Prüfung ist patientenorientiert. Dafür wird den Studierenden vor der Prüfung ein Patient zugeteilt, zu dem ein Bericht verfasst werden muss. Dieser Bericht muss Anamnese, Diagnose, Prognose, Behandlungsplan und Epikrise enthalten und ist ebenfalls Teil der Bewertung. Er muss von einem Mitglied der Prüfungskommission gegengezeichnet und am Prüfungstermin vorgelegt werden.
Keine Angst vor Prüfungen im Medizinstudium!
Auch wenn die Prüfungen im Medizinstudium nicht ohne sind und jede Menge Vorbereitung erfordern – Angst haben musst du davor nicht. Denn: Im Vergleich zu anderen Studiengängen sind die Durchfallquoten in allen drei Abschnitten sehr gering. Die Ergebnisse vorheriger Prüfungen inklusive Notenverteilung und Bestehensgrenzen kannst du dir übrigens ganz transparent auf der Seite des IMPP anschauen.
Wir wünschen dir viel Erfolg im Medizinstudium und natürlich ganz besonders bei allen Prüfungen!