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Schon vor dem Medizinstudium entscheidet eine Note darüber, wie leicht jemand überhaupt zum Studium zugelassen wird. Nicht wenige gehen deswegen den Weg über Wartesemester, Medizinertest oder unispezifische Zulassungsverfahren, um ihrem Traumstudium schnellstmöglich näher zu kommen. Aber was sagt das alles überhaupt aus? Untersuchungen haben gezeigt, dass eine große Diskrepanz zwischen den Anforderungen an Studierende und denen an praktische Ärzte herrscht. Eine 1,0 reicht folglich also nicht, um ein guter Arzt oder eine gute Ärztin zu sein. Worauf es wirklich ankommt, wenn du richtig gut in deinem Job sein möchtest:

1. Genug Infos und gute Übersetzung

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa wurde der deutlichste Wunsch von Patienten klar: 99% der Befragten ist es wichtig zu verstehen, was sie haben und was sie warum nehmen oder tun sollen. Fachbegriffe mit Fachbegriffen zu übersetzen oder Wichtiges auslassen ist also tabu. Sei bei schwierigen Sachverhalten gerne kreativ. Deine Patienten werden es zu schätzen wissen.

2. Organisation der Praxis

Lange Wartezeiten, das Telefon ist nicht besetzt und ein Folgerezept zu bekommen gleicht einem Marathon. Was du selbst zu Patientenzeiten nervig fandest, versuche als Arzt zu vermeiden. Das Bedarf sicher einigem Ausprobieren und wird auch nicht immer 100 Prozent erfüllbar sein, aber grundlegende Dinge sollten einfach reibungslos funktionieren.

3. Emotionale Intelligenz

Wenn Noten eine Sache nicht aussagen, dann ist es die emotionale Intelligenz eines Menschen. Die beinhaltet unter anderem Empathie sowie das Bewusstsein und Managen der eigenen Gefühle. Patienten, die sich verstanden fühlen, empfinden Wertschätzung, was für viele bei der Arztwahl entscheidend ist. Dahingegen musst du bei anderen Patienten ruhig bleiben, wenn sie deinen Geduldsfaden strapazieren. Beides gehört dazu - deine Reaktion ist das Entscheidende. Die Devise: Jeden, der zu dir kommt, ernstnehmen und mit Respekt behandeln.

4. Augenhöhe und Zeit

Dein Patientenspektrum reicht von 5-Jährigen über Anwälte bis hin zu Rentnern. Und bei jedem ist die Augenhöhe das Maß aller Dinge. Pass dich dem Menschen vor dir an, sei ernst, spielerisch, mal locker, mal besonders professionell. Jeder braucht und erwartet etwas anderes, was den Job nochmal auf eine andere Art abwechslungsreich macht. Eine Sache gilt aber für jeden Patienten: Nimm dir Zeit und hör zu! Denn Studien haben rausgefunden, dass es im Schnitt gerade mal 11-24 Sekunden dauert, bis der Patient vom Arzt unterbrochen wird. Das führt nicht nur zu Unzufriedenheit, sondern auch dazu, dass wesentliche Informationen gar nicht zur Sprache kommen und im schlimmsten Fall die Diagnose ungünstig beeinflusst wird.

5. Ich sehe was, was du nicht siehst…

…auf Röntgenbildern oder dem EKG. Denn wer richtig gut ist, der hat ein ausgeprägtes Fachwissen und sieht und weiß immer noch ein bisschen mehr. Aber im Studium ist es unmöglich, alles zu lernen und bis ins Detail zu vertiefen. Deswegen bietet die KV Hessen für MedWisser exklusive Kurse an (z.B. einen Sonografie-Kurs) damit du schon beim ersten Blick aufs Röntgenbild siehst, was los ist.
 

Wichtig: Du kannst ein guter Arzt sein und trotzdem nicht alles heilen!

Wenn Studierende zu Anfang gefragt werden, warum sie sich für Medizin entschieden haben, heißt es oft: „Ich möchte ein guter Arzt werden und Menschen heilen.“ Das Ernüchternde ist allerdings, dass ziemlich sicher irgendwann jemand zu dir kommt, den du nicht heilen kannst. Und das ist okay! Denn ein guter Arzt kannst du trotzdem sein. Deine Patienten auf ihrer Reise zu begleiten, Schmerzen und Leid erträglicher zu machen oder einfach zuzuhören und da zu sein, erleichtert vielen den Umgang mit ihren Diagnosen.

 

 

Quellen:

https://www.online-zfa.de/archiv/ausgabe/artikel/zfa-7-2016/48881-103238-zfa20160301-0307-hoechste-fachliche-kompetenz-und-menschenfreundlichkeit-diskrepa/

https://www.aerztezeitung.de/Politik/Das-erwarten-Patienten-von-ihrem-Arzt-270986.html

https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/expertenrat/diehm/expertenrat-prof-dr-curt-diehm-so-erkennen-sie-einen-guten-arzt/25195686.html

https://medizin-aspekte.de/doktorcheck-was-macht-einen-guten-arzt-aus-67232/

https://www.elsevier.com/de-de/connect/medizinstudium/wann-ist-man-ein-guter-arzt